Wildenstein wurde im Anschluss an ein Lager der Pfarrei St. Peter und Paul gegründet. Doch wie steht es heute um den Kontakt zwischen Kirche und Pfadi, wer redet wo mit und wie steht es um die gegenseitige Unterstützung? Ein paar Worte zu einer nicht ganz einfachen Liaison, diesmal frei von Vorurteilen und Gerüchten.
Liest man über das Verhältnis zwischen der Kirche und der Pfadi Wildenstein, so fällt auf, dass es wiederholt dicke Luft gegeben haben muss. Mitunter wurde gar von einem ‚traditionell unterkühlten Klima‘ gesprochen. Die Kirche, die ungeliebte Mutter also? Oder eine Reihe von Missverständnissen und Übertreibungen? Lassen wird doch mal Vergangenheit Vergangenheit sein und schauen, wie es heute ist.
Die Pfadi Wildenstein hat einen Vertreter im Pfarreirat und in der Jugendkommission der Pfarrei. Sie betreibt ein Beizli am Windreedlifest und organisiert je nach Möglichkeiten einen Spielnachmittag. Ebenso gehen einige Leiter dem Santichlaus zur Hand. Die Pfarrei stellt der Pfadi im Pfarreiheim Jugendräume sowie den Materialkeller zur Verfügung. Die Pfadi ist verpflichtet einigermassen Ordnung in ihren Räumen zu halten. Jedes Jahr wird ein grosser Jugendraumputz organisiert, an dem alle Jugendorganisationen ihre Räume entrümpeln und sauber putzen. Sämtliche Kosten für Leiterkurse werden von der Kirchgemeinde übernommen sowie ein grosser Batzen ans Sola beigesteuert. Aus pfadiinternen Angelegenheiten hält sich die Pfarrei raus. Reformierte sind längst wieder willkommen, ebenso alle Kinder weiterer Glaubensrichtungen.
Wer es einmal genauer betrachtet, dem wird schnell klar, die Kirche stellt einen idealen Rahmen zur Verfügung, in dem Pfadi überhaupt erst wachsen kann. Dass es zwischen einer Jugendorganisation und einer grossmehrheitlich von Erwachsenen geführten Pfarrei zu Reibereien kommen muss, überrascht nicht. Doch beide wissen, was sie aneinander haben, auch wenn dies nicht immer zum Ausdruck kommt. Als im Pfarreirat über Sparmassnahmen im knapper werdenden Budget diskutiert wurde, wurden die chronisch über Budget liegenden Jugendausgaben nicht einmal erwähnt. Die Pfarrei offerierte den Wildensteinern sogar ein Geburtstagsgeschenk, und diese liessen sich prompt eine neue Fahne überreichen. Der oekumenische Reisesegen vor den Sommerlagern wird gemeinsam in der JuKo organisiert und die Pfarrei spendiert anschliessend eine Runde Chlöpfer.
Die Pfadi und die Kirche ist eine 50 jährige Geschichte, in der beide Ihre Höhepunkte und Krisen erlebt haben, Differenzen ausgetragen und sich wieder angefreundet haben. Schliesslich aber profitiert die Pfadi Wildenstein sehr von ihrem stillen und generösen Partner, der selten Bedingungen stellt und die Pfadi unter wachsamen Augen sich selbst überlässt. Freuen wir uns deshalb auf die nächsten 50 Jahre Wildenstein, mit sämtlichen Hochs und Tiefs. Auch im Umgang mit der Pfarrei.
Roman Meyer / Spirou
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